Geschichte und Angebot des Lehrstuhls

Der Lehrstuhl Religionswissenschaft an der Evangelisch-Theologischen Fakultät wurde im Jahre 2002 durch Umwidmung des bisherigen Lehrstuhls für Religionsphilosophie geschaffen. Dies erklärt, warum der Lehrstuhl bis heute am Institut für Systematische Theologie angesiedelt ist, obwohl die Religionswissenschaft kein systematisch-theologisches Fach ist.

Gleichzeitig wurde eine Vertragsprofessur für Systematische Theologie AB mit Schwerpunkt Theologie der Religionen geschaffen, die eine Theologie der Religionen entwirft und die verschiedenen Ansätze hierzu kritisch reflektiert. Die Grundidee war, dass man dadurch unter einem Dach Innen- und Außenperspektive auf andere Religionen vereinigt. Die Stelle für Systematische Theologie AB mit Schwerpunkt Religionsphilosophie und Theologie der Religionen ist seit 2002 mit V. Univ.-Prof. Dr. Christian Danz besetzt. Im Jahr 2007 wurde sie in eine Dauerstelle umgewandelt.

Erster Inhaber des Lehrstuhls für Religionswissenschaft war Univ.-Prof. Dr. Max Deeg. Sein Schwerpunkt in den Jahren 2002-2006 lag in den chinesischen und indischen Religionen, im Buddhismus verschiedener Prägungen sowie in der Geschichte und Theorie der religionswissenschaftlichen Disziplin. 

Zum WS 2007 wurde Univ.-Prof. Dr. Wolfram Reiss auf den Lehrstuhl für Religionswissenschaft berufen. Sein Schwerpunkt liegt in den Religionen, die den Nahen Osten in der Gegenwart prägen, d. h. der Islam, das Judentum und das Orientalische Christentum. Wissenschaftstheoretisch setzt er sich für die Etablierung einer "Anwendungsorientierten Religionswissenschaft" ein, die sich aktuellen gesellschaftlichen und politischen Problemen unserer Zeit widmet.

Die Lehre dient dazu, Studierende der Evangelischen Theologie grundlegende sachgerechte Informationen über andere Religionen zu vermitteln, die sie im kirchlichen Dienst dazu befähigen, interreligiöse Begegnungen in Gemeinde und Schule zu begleiten und Auskunft zu geben, wenn interreligiöse Fragestellungen auftauchen. Zudem führt sie in religionswissenschaftliche Arbeitsweisen und Methodenfragen ein. 

Die Lehre vermittelt des Weiteren Studierenden der Religionswissenschaft grundlegende und vertiefende Informationen im wissenschaftstheoretischen und methodologischen Bereich, bietet Einführungen und spezielle Veranstaltungen zur geschichtlichen Entwicklung verschiedener Religionen an und greift systematisch-vergleichende Fragestellungen in breitem Umfang des Faches auf. Ebenfalls werden Exkursionen durchgeführt. Das Lehrangebot erfolgt dabei in enger Absprache und Kooperation mit den Kolleginnen und Kollegen des Religionswissenschaftlichen Instituts der Katholisch-Theologischen Fakultät sowie mit den Lehrstuhlinhabern, die verwandte Disziplinen vertreten (z.B. Islamwissenschaft, Islamische Religionspädagogik, Ethnologie, Philologische Fächer etc.).

Die religionswissenschaftliche Lehre an der Evangelisch-Theologischen Fakultät deckt folgende vier Hauptbereiche ab:

GRW

Grundfragen, Kategorienbildung, Grundbegriffe, Theorie, Methodologie und Geschichte der religionswissenschaftlichen Disziplin
HRW Historische Religionswissenschaft (Werden und Entwicklung der Religionen von den Anfängen bis zur Gegenwart)
SRW Systematisch-vergleichende Religionswissenschaft (Vergleiche von religiösen Phänomenen in verschiedenen Religionen)

ARW

Anwendungsorientierte Religionswissenschaft (Gegenwarts- und problemorientierte Fragestellungen)