Paul Tillich im Umfeld der Frankfurter Schule
Dissertationsprojekt Friedrich Schumann
Als Paul Tillich 1929 Ordinarius für Philosophie und Soziologie an der noch jungen Frankfurter Universität wird, knüpft er schnell Kontakte in die Intellektuellenszene der Stadt im Allgemeinen sowie des universitären Umfelds im Besonderen. Darüber hinaus wird er selbst in den Jahren seiner Frankfurter Tätigkeit zu einer Zentralgestalt der Netzwerkbildung am Abend der Weimarer Republik. Seine Lehrveranstaltungen wie auch seine außeruniversitären Diskussionszirkel werden zu einem Cluster intellektueller Denk- und Weggemeinschaften, die vielfach weit bis in die Emigration und teilweise sogar bis zu seinem Tod im Jahr 1965 bestehen bleiben sollen.
Eine besonders bemerkenswerte, längst bekannte und dennoch bisher nur wenig eingehend bearbeitete Fragestellung kreist dabei um Tillichs Verhältnis zu den Mitgliedern der Frankfurter Schule rund um das Institut für Sozialforschung. Insbesondere mit dem ‚Schuloberhaupt‘ Max Horkheimer steht Tillich in den folgenden Jahrzehnten in regem Austausch, der sich niederschlägt in Briefkorrespondenzen, Diskussionsprotokollen, aber teilweise auch in Publikationen hineinreicht. Daneben besteht vonseiten Tillichs auch zu anderen Mitgliedern sowie mehr oder weniger assoziierten Personen teils enger, teils loser Kontakt (Adorno, Benjamin, Fromm, Landauer, Löwe, Löwenthal, Marcuse, Meyer, Pollock, Sohn-Rethel, Speier, Wittvogel, etc.). Ausgehend von Tillichs Freundschaft zu und kritisch-produktivem Austausch mit Horkheimer fragt dieses Dissertationsprojekt nach den biographischen, aber sodann insbesondere auch inhaltlichen Vernetzungen Tillichs mit jener sozialphilosophischen Schule.