Falk Wagner - Pneumatologie als Sozialethik

Dissertationsprojekt Thomas Scheiwiller

Falk Wagner (1939‒1998) war nach seiner knapp 20-jährigen Tätigkeit in München ab 1988 Professor für Systematische Theologie (A.B.) in Wien. Sein Arbeiten war zum einen stark von dem Gedanken getragen, die Theologie mittels hegelscher Logik zu begründen bzw. trinitätstheologische Denkfiguren spekulativ daraus abzuleiten. Diesen von ihm als ‚Begründungszusammenhang‘ bezeichneten Überlegungen steht ein pneumatologischer "Realisierungszusammenhang" gegenüber, der seine allgemeinste Form in der Formulierung der „Selbstexplikation an der Stelle des Andersseins“ findet. Zum anderen hat es sich Wagner zur Aufgabe gemacht, den Religionsbegriff wieder in die theologische Reflexion einzubeziehen, nachdem dieser innerhalb der "Wort-Gottes-Theologie" seiner Zeit nur eine marginale Bedeutung zukam.

Für dieses Forschungsvorhaben zentral ist jedoch Wagners Auseinandersetzung mit der These von bewusstseinstheoretischen Strukturäquivalenzen bzw. Ablösungsfiguren von einer durch Gott bestimmten Wirklichkeit hin zu einem Weltzugang, der einzig durch Geld bestimmt ist. An der 1985 publizierten Monographie Geld oder Gott? interessiert v.a. die grundsätzliche Spannung bzw. Polarität zwischen der von Wagner vertretenen pessimistischen Geschichtsphilosophie bzw. Kultur-, Moderne- und Technikkritik der Frankfurter Schule einerseits und dem nachdrücklichen Interesse an der Realisierung der christlich vermittelten Freiheit im individuellen und sozialen Weltumgang des Menschen. Die Frage ist nun, ob diese Spannung zu Widersprüchen in der Pneumatologie als einer Sozialethik im Sinne einer ‚Selbstexplikation im Anderssein‘ führt?

Thomas Scheiwiller