Christian-Muslim Relations in the Context of the Video “The Innocence of Muslims” in Egypt, Israel, Jordan, Lebanon, and the Palestinian Territories

Dissertationsprojekt Anna Hager

 

Abstract

Im September 2012 veröffentlichten Kopten in den USA auf YouTube ein Video unter dem Titel „Die Unschuld der Muslime“, in dem der islamische Prophet Muhammad als brutaler Krieger und Kinderschänder dargestellt wurde, um so die derzeitige Lage der Kopten in Ägypten anzuprangern. Das Video löste zum Teil gewalttätige Proteste im Nahen Osten aus und hätte zu schweren Ausschreitungen gegen die Christen im Nahen Osten, insbesondere in Ägypten, führen können. Stattdessen kam es zu zahlreichen christlichen und muslimischen Verurteilungen sowie zu gemeinsamen christlich-muslimischen Protesten gegen das Video.

In der Dissertation wurden die christlichen und muslimischen Reaktionen auf dieses Video in Ägypten, Israel, Libanon und den Palästinensischen Gebieten untersucht. Diese gingen über bloße Verurteilungen hinaus und waren komplex, vielschichtig und manchmal ambivalent. Anhand eines mikro-historischen und philologischen Ansatzes wurden arabisch- und französisch-sprachigen Primärquellen untersucht, die während eines Forschungsaufenthaltes in Beirut, Kairo, Jerusalem und Amman gesammelt wurden sowie qualitative Interviews mit christlichen Schlüsselakteuren (Bischöfe, Aktivisten).

Folglich wies diese Studie auf, dass die christlichen Reaktionen in diesen Ländern nicht nur symptomatisch für die Angst vor gewalttätigen Übergriffen waren, sondern Aufschluss auf die nahöstlichen Christen als vielfältige Akteure mit unterschiedlichen Narrativen gab. Außerdem ermöglichte dieser Fokus, über die traditionelle Sichtweise der christlich-muslimischen Beziehungen als durch Dominanz (dhimma) und Konflikt geprägt hinauszugehen und stattdessen die ritualisierte und pragmatische Interaktion zwischen christlichen und muslimischen Akteuren zu verdeutlichen. Außer im Libanon wurden diese Beziehungen kaum institutionalisiert. Stattdessen waren persönliche Beziehungen ein effizienteres Mittel, um zu mobilisieren, auch nach den Umbrüchen des Arabischen Frühlings und dem Machtantritt der Muslimbruderschaft in Ägypten. Islamistische Akteure wie die libanesischen Hisbollah und die ehemalige gewalttätige al-Gamāʿa al-Islāmiyya in Ägypten waren um eine christliche Anwesenheit bei ihren Protesten bemüht. Diese Studie ergründete somit ein Aspekt, dem zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde: Die Christen im Nahen Osten dienen oft dem Vorhaben der Islamisten, als inklusive und nationale Akteure wahrgenommen zu werden.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Anna Hager promovierte 2016 an der Universität Wien in Orientalistik im Fachbereich Arabistik. Nach ihrer Promotion war sie von 2016-2017 an der Princeton University (USA) im Department of Near Eastern Studies als postdoctoral research associate tätig. Seit 2018 ist sie postdoctoral research associate an der Radboud University (NL) am Insitute of Eastern Christian Studies.

Kontakt

 

Zeitraum

Oktober 2012 bis Juli 2016

 



Die Mission des American Board in Syrien im 19. Jahrhundert:
Implikationen eines transkulturellen Dialogs

Dissertationsprojekt Uta Zeuge-Buberl

 

Abstract

Von 1819 bis 1870 leitete die protestantische Missionsgesellschaft American Board of Commissioners for Foreign Missions (ABCFM) die Syrienmission auf dem Gebiet des heutigen Libanon. Das ursprüngliche Ziel, unter Juden und Muslimen zu missionieren, stieß auf viele Hindernisse im Osmanischen Reich, weshalb die Reformierung der orientalischen Kirchen zur obersten Zielsetzung wurde. Positive Resonanz in der Bevölkerung erfuhr die Syrienmission jedoch weniger durch ihre Bekehrungsbestrebungen als im Bereich der Bildungsarbeit. Die Analyse des kulturellen Austausches zwischen der osmanischen Provinz Syrien und den Vereinigten Staaten von Amerika setzt bei vier wichtigen Akteuren an, da bisherige Studien häufig zu verallgemeinernden Aussagen tendieren, die nicht selten die Mission im Zusammenhang mit Kulturimperialismus verstehen. Aus diesem Grund wird in dieser Dissertation anhand der zwei ausgewählten Missionare Eli Smith und Cornelius Van Dyck ausführlich dargestellt, welchen positiven Einfluss engagierte Missionare auf die kulturtransformatorischen Prozesse in Syrien im 19. Jahrhundert hatten. Darüber hinaus zeigen die Biografien und Schriftstücke der syrischen Protestanten Buṭrus al-Bustānī und John Wortabet, auf welche Art und Weise eine Rezeption dieser kulturfremden Einflüsse in der syrischen Bevölkerung stattgefunden hat. Im Fokus der Dissertation stehen zwei Fragestellungen: 1.) Inwiefern haben sich die vier Protagonisten auf einen transkulturellen Dialog eingelassen und: 2.) Wie wurde dadurch ihre Arbeit sowie ihre kulturell gebundene Selbstwahrnehmung beeinflusst? Bei näherer Betrachtung einzelner Protagonisten der amerikanisch-syrischen Zusammenkunft im 19. Jh. wird erkennbar, dass die Dialogpartner auf individuelle Art und Weise von diesem regen Austausch kulturellen Wissensgutes profitieren konnten.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Uta Zeuge-Buberl studierte Evangelische Theologie in Tübingen, Beirut, Berlin und Wien und promovierte 2014 an der Universität Wien. Nach ihrer Promotion arbeitete sie im Magistrat der Stadt Wien in der Abteilung für Integration und Diversität. Heute arbeitet sie bei der österreichischen NGO Act.Now, die Akteure aus Europa, der Türkei sowie dem Nahen Osten zusammenbringt, um gemeinsam an Projekten zur Förderung des gesellschaftlichen Zusammenhalts zu arbeiten, die besonders Kinder und Jugendliche berücksichtigen.

Kontakt

 

Zeitraum

März 2010 bis Dezember 2014

 

Publikation

Uta Zeuge-Buberl
Die Mission des American Board in Syrien im 19. Jahrhundert.
Implikationen eines transkulturellen Dialogs.
Franz Steiner Verlag 2016
ISBN: 978-3-515-11378-6

Franz Steiner Verlag - 2016