Fatwa als Mordaufruf - Eine Medienanalyse von deutschsprachigen und ägyptischen Medienartikeln am Beispiel von Hamed Abdel-Samad

Dissertationsprojekt Sanna Plieschnegger

Abstract

„Fatwa heißt auf gut Deutsch Morddrohung" so lautet der Titel einer österreichischen Berichterstattung über den Mordaufruf gegen den deutsch-ägyptischen Autor Hamed Abdel-Samad, der von islamistischen Predigern 2013 in Kairo gegen ihn gerichtet wurde. Obwohl es sich bei einer Fatwa im islamischen Kontext um ein Rechtsgutachten bzw. eine Rechtsmeinung zu verschiedensten Thematiken handelt, assoziieren viele Menschen mit einer Fatwa Gewaltandrohungen bis hin zu einem Mordaufruf. Die Berichterstattungen in Österreich und Deutschland im Jahr 2013 erwähnten Fatwas generell primär in Gewaltkontexten, berichteten über erfundene Fatwas und nahmen eine Gleichsetzung von islamischen Rechtsgutachten und Mordaufrufen vor. 

Aufgrund dieser Voranalysen untersucht dieses Forschungsprojekt die Thematik Fatwa als Mordaufruf im Detail: Der Fokus der Betrachtungen liegt auf den Debatten um den deutschen Islamkritiker Hamed Abdel-Samad, über den im Juli 2013 von islamistischen Predigern in Ägypten eine Morddrohung aufgrund seiner kritischen Islamanalysen ausgesprochen worden ist. Viele deutschsprachige und ägyptische Medien berichteten mit unterschiedlichen Ansätzen über dieses Geschehnis. Im Kontext der vorliegenden Analyse wurde auf die Methodik der Inhaltsanalyse von Philipp Mayring sowie auf die Diskursanalyse von Siegfried Jäger zurückgegriffen und die Annahme übernommen, dass Mediendiskurse sowohl vermeintliche Wahrheiten in die Gesellschaft tragen und diese gleichzeitig kreieren. Sie prägen dadurch das Alltagsdenken der Menschen und bestimmen mit, was im Fall der vorliegenden Arbeit über die Thematik Fatwa als Mordaufruf gedacht und gesagt werden kann.

Im ersten Schritt werden daher die Aussagen der Medienberichterstattungen dargelegt: An 76 Artikel deutsche und österreichische sowie 56 Artikel ägyptischer Berichterstattungen werden die Fragen gestellt, inwiefern der Mordaufruf und dessen Urheber dargestellt werden und welche thematischen Diskursverschränkungen auftreten. Durch eine kulturübergreifende Medienanalyse werden Parallelen und Unterschiede in der Berichterstattung im deutschsprachigen Raum und Ägypten offengelegt. Abschließend werden die Ergebnisse einer kritischen Gesamtanalyse unterzogen, in welcher auch Hauptprotagonisten wie Hamed Abdel-Samad und einer der ägyptischen Prediger, Abu Isḥāq al-Ḥuwainī, selbst zu Wort kommen.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin

Sanna Plieschnegger studierte Religionswissenschaft an der Universität Wien und promovierte im Jahr 2018 . Gegenwärtig arbeitet sie für die NGO "Sultan Foundation" in Ägypten, welche sich in der "Stadt der Toten" in Kairo für Denkmalpflege und die Umsetzung interkultureller Projekte und Veranstaltungen engagiert.

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Zeitraum:

Oktober 2014 bis Juni 2018